Auf Wunsch biete ich Workshops zur Einführung ins Psychodrama an. Bei Interesse bitte Kontakt aufnehmen.
Psychodrama bedeutet übersetzt: die handelnde Seele - griech. Drama = Handlung und Psyche = Seele
Psychodrama greift eine Urform menschlichen Erlebens und Handelns auf: das Spiel.
Im Spiel auf der Psychodrama-Bühne wird ein symbolischer Erlebnisraum erschaffen, der die subjektive Wirklichkeit in ihren wesentlichen Elementen abbildet. Alte Situationen können neu erlebt und neue, nicht erlebte Situationen ausprobiert werden. Das Spiel auf der Bühne setzt Spontaneität und Kreativität frei, im Dialog, in Beziehungen, im Handeln. Dieses selbst spontan-schöpferische Handeln wirkt in der Gegenwart, im Hier und Jetzt. Es erweitert die eigenen Perspektiven und ermöglicht selbst gestaltend auf das eigene Leben einzuwirken.
Alle psychodramatischen Erlebnisse basieren auf dem Prinzip der Surplus-reality.
Es sind die unsichtbaren Dimensionen von Phantasien, Träumen und Imaginationen, die auf der Bühne sichtbar werden. Surplus-reality ist die Darstellung der subjektiven Wirklichkeit des Protagonisten.
Jeder Mensch agiert nur in einer eingeschränkten Zahl von Rollen, während viele konstruktive Möglichkeiten nicht ausgelebt werden, woraus Unzufriedenheit und Konflikte entstehen können. Das Psychodrama ermöglicht, sein Rollen-Repertoire zu erweitern.
Psychodrama ist eine erlebnisaktivierende, kreative und ressourcenorientierte Methode, die für die Gruppenpsychotherapie entwickelt wurde, deren Elemente und Techniken auch in der Einzel-Beratung/Therapie und Supervision/Weiterbildung eingesetzt werden. In verschiedenen künstlerischen Feldern wird Psychodrama zur Förderung der Kreativität eingesetzt. Parallelen zu Elementen des Psychodramas und der Soziometrie finden sich heute in den therapeutischen Ansätzen der Familientherapie/Aufstellung oder der systemischen Beratung wieder.
Psychodrama wurde von dem Arzt,Psychotherapeuten und Philosophen Jakob Levy Moreno (1889-1974) und seiner Frau Zerka Moreno als eine Methode entwickelt, die Menschen die Möglichkeit gibt, sich zu begegnen.
Da sich viele Menschen unter Psychodrama nur schwer etwas vorstellen können, folgt eine Darstellung mit den wichtigsten Elementen:
Elemente des Psychodrama
Der Protagonist bringt eines seiner Anliegen auf die Bühne. Im aktiven Spiel kann er etwas aus der Vergangenheit, der Gegenwart oder einer möglichen Zukunft darstellen und erleben. Dabei ist er nicht auf die Realität beschränkt. Das Psychodrama findet im Hier und Jetzt statt. Der Protagonist spielt mit seiner ganzen Persönlichkeit wie er die Dinge empfindet. Dabei kann er sich nicht nur selbst erfahren, sondern kann sich im Rollentausch auch mit den Augen anderer sehen.
Die Bühne eröffnet einen Handlungsspiel-Raum für die Innen- und Außenwelt des Protagonisten. Die psychodramatische Bühne ist eine Erweiterung des Lebens. Hier können Lebensgeschichte, Beziehungen, Freunde, Ängste und Hoffnungen dargestellt werden. Die Bühne bietet Raum für spontanes und kreatives Handeln, Ausprobieren ohne Rücksicht auf wirkliche Konsequenzen, erweitert die eigene Perspektive und ermöglicht, gestaltend auf das eigene Leben einzuwirken. Wirklichkeit und Phantasie sind nicht im Widerstreit. Das Interesse gilt der Begegnung mit dem Augenblick im Hier und Jetzt.
Im Psychodrama ist der Protagonist nicht isoliert. Die Interaktion mit anderen - der Gruppe - ermöglicht das Ausspielen und Erfahren eigener Konflikte oder Anliegen. Der Protagonist wählt Gruppenmitglieder in Rollen seines Spiels. Durch Einfühlung in die Rollen und anschließendes Mitteilen der Erfahrungen helfen sie dem Protagonisten in seiner Erlebnisverarbeitung. Da hierbei bei den Gruppenmitgliedern auch eigene Erlebnisse und Assoziationen aktiviert werden, ist der Lernprozess nicht auf den Protagonisten beschränkt.
Ich sehe mich als Psychodrama Leiterin mit Verantwortung, Ernsthaftigkeit, Spielfreude, Empathie. Aus einem „Interview“ des Protagonisten entwickelt der Psychodrama-Leiter eine erste Szene. Aus der Situation entwickeln sich weitere Szenen. Dabei setzt der Leiter die verschiedenen psychodramatischen Techniken entsprechend den Gegebenheiten ein. Neben dem Protagonisten hat der Leiter die gesamte Gruppe im Blick.
Gruppenmitglieder können vom Protagonisten als teilnehmende Darsteller zu Hilfs-Ichs gewählt werden, die tatsächlichen oder phantasierten Personen oder Elemente seiner Szene darstellen. Dieses können reale Personen oder Gegenstände sein, aber auch nicht-real sein (z.B. Verstorbene, Fabelwesen etc.). Die Hilfs-Ichs sind ein Gegenüber für den Protagonisten und machen die Szene für ihn erfahrbar. Der Leiter unterstützt die Hilfs-Ichs beim Ausfüllen ihrer Rollen.
Techniken des Psychodrama
Rollentausch
Beim Rollentausch erlebt der Protagonist, wie seine ursprüngliche Erzählung mit den Augen des Anderen gesehen wird, z.B. wie sich eine Situation aus der Perspektive seiner Frau oder seiner Kinder darstellt. So kann er sich der Gefühlswelt des anderen nähern, und durch die geänderte Perspektive einen nicht bewussten Teil seines Selbst erfahren. Durch die Einfühlung in den Anderen können gewohnte Verhaltensweisen reflektiert werden.
Doppeln
Ein Mitspieler verdoppelt die Körperhaltung und den Ausdruck des Protagonisten. Das Doppel verbalisiert dann in Ich-Form die Empfindungen und Gefühle, die diese Haltung auslöst. Das Doppel kann so Gefühle und Motive benennen, für die dem Protagonisten möglicherweise gerade die Sprache fehlt. Diese Technik kann emotionale Tiefe geben, kann Entlastung und Stütze bieten. Als Doppelgänger kann das Hilfs-Ich nicht nur Haltungen, sondern auch Handlungen mitmachen und so die emotionale Wirkung verstärken.
Spiegel-Technik
Beim Spiegeln ist der Protagonist Zuschauer und wird zum Bewerter der Wiedergabe seines Selbst. Ein Mitspieler übernimmt die eigene Rolle, so dass ein Dialog mit sich selbst möglich ist. Das eigene Spiegelbild sieht der Protagonist aus der Distanz einer anderen Perspektive. Er kann den Spielern Anweisung zum Ändern der Rollen geben, auch seiner eigenen Rolle. So entstehen neue Handlungs-Impulse.
Monolog
Der Protagonist bekommt den Raum, im Monolog seine Gedanken, Gefühle und Assoziationen ohne Bewertung auszusprechen.
Psychodrama-Setting
Erwärmungs-Phase
Während der Erwärmung kommen die Teilnehmer mit sich selbst und miteinander in Kontakt. In diesem Prozess finden die Teilnehmer heraus, was sie mit dem Thema verbindet. Aus der Erwärmung entwickelt sich, wer spielen möchte und Protagonist wird. Auf der Bühne wird der Protagonist von der LeiterIn interviewt und entscheidet sich für eine erste Szene.
Handlungs-Phase
Der Protagonist richtet den Raum ein. Er stellt die Rollen in Ich-Form vor und besetzt sie mit Hilfs-Ichs. Die Handlung ereignet sich spontan und im Augenblick. Ausgehend von einer Situation kann der Protagonist nicht nur reale Handlungen ausführen, sondern alternative Möglichkeiten ausprobieren, die auch surreal sein können. So können Gefühle erfahrbar werden und nicht real erlebte Situationen geschaffen werden. Daraus entwickeln sich neue Begegnungen und weitere Szenen. Der Bezug zum Ausgangspunkt wird wieder hergestellt.
Wenn es mehr als einen Protagonisten gibt, handelt es sich um ein Soziodrama. Dabei sind alle Teilnehmer gleichberechtigte Spieler.
Feedback - Sharing
Sharing ist das Teilen von eigenen Gefühlen und ähnlicher Erlebnisse nach dem Spiel. Die Eindrücke, die durch das Spiel bei allen Gruppenmitgliedern ausgelöst wurden, werden ausgesprochen. Das Feedback der Hilfs-Ichs erfolgt aus der besetzten Rolle heraus. Dadurch erfährt der Protagonist, wie seine Handlungen auf die Beteiligten (die Hilfs-Ichs) und von außen wirken. Dies erfolgt weder wertend noch deutend. Es werden keine Ratschläge erteilt, sondern Erfahrungen miteinander geteilt.
Nach dem Psychodrama
Die während der psychodramatischen Sitzung gewonnenen Erkenntnisse ermöglicht es, eigene Sichtweisen und Handlungen neu zu hinterfragen. Dadurch wird der eigene Handlungsspielraum erweitert.